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Fürst Eulenburg,
ein preußischer Edelmann

von Alexander Gauland
 
Philipp Eulenburg, Freund des Kaisers und für kurze Zeit der mächtigste Mann des Kaiserreiches, ist ein tragisch Gescheiterter. Politisch verkörperte er die verschüttete Möglichkeit eines klassischen Konservativismus jenseits von Imperialismus und Weltmachtphantasien. Persönlich stand er in der Traditionslinie der gebildeten preußischen Aristokraten von Prinz Louis Ferdinand bis zum Bismarck der Gedanken und Erinnerungen. Seine politische und menschliche Vernichtung durch den Vorwurf der Homosexualität hatte nichts mit Aufklärung und Emanzipation zu tun. Sie war das Werk von Kriegstreibern und übersteigerten Nationalisten, die in Eulenburg ein Bollwerk des Friedens und der deutsch-französischen Aussöhnung sahen. Dass 90 Jahre nach seinem Tode und zwei verlorenen Weltkriegen seine Gegener noch immer das historische Gedächtnis beherrschen, macht die Tragik dieser ambivalenten Erscheinung aus.